Hintergrund zum Projekt Top 100

Druckversion

Privater Konsum trägt erheblich zu klimarelevanten Treibhausgasemissionen bei. Die größten Anteile entfallen dabei auf die Bereiche Wohnen, Mobilität und Lebensmittel, gefolgt von häuslichen Energieanwendungen wie Kühlen, Kochen, Waschen, Kommunikation und Home-Entertainment.

Neben dem Energieverbrauch führt der private Konsum in Deutschland zusätzlich zu einem beträchtlichen Material- und Ressourcenverbrauch in der ganzen Welt. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher möchten deshalb bewusster einkaufen und suchen nach besonders energiesparenden, umweltfreundlichen, gesunden und im Idealfall auch sozialverträglich hergestellten Produkten. Doch wie erkennt man derartige Spitzenprodukte?

EU-Energielabel

Einen ersten Wegweiser bietet das EU-Energielabel, mit dem im Handel Elektrogeräte wie Lampen, Kühlschränke, Wasch- und Spülmaschinen und Fernsehgeräte gekennzeichnet werden müssen. Das Label gibt Auskunft über den Energieverbrauch und die entsprechende Energieeffizienzklasse der jeweiligen Geräte.

Der Blaue Engel schützt das Klima

Einen deutlichen Schritt weiter geht das etablierte deutsche Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Das Öko-Institut unterstützt dessen Neuausrichtung in Richtung Klimaschutz mit seinem Forschungsprojekt Top 100.

Das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt ist Bestandteil der Nationalen Klimaschutzinitiative. Mit der Ausweitung des Blauen Engels auf neue, besonders klimarelevante Produktgruppen und dem Zusatz „Schützt das Klima“ im Produktlabel sollen ökologische Spitzenprodukte noch besser im Markt positioniert werden.

Top 100 – Umweltzeichen für klimarelevante Produkte

Das Öko-Institut identifiziert im Forschungsprojekt Top 100 zunächst die 100 wichtigsten Produkte, die für den privaten Energieverbrauch relevant sind. Dazu gehören unter anderem Heizkessel, Solaranlagen, Holzbrennstoffe, Dämmstoffe, Lampen, Fernseher, Computer, Wasch- und Spülmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte und Espresso-Maschinen.

Für Produkte, für die es noch kein Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ gibt, entwickeln die WissenschaftlerInnen Kriterien für die Auszeichnung von besonders klimafreundlichen Produkten. Neben dem Energieverbrauch werden weitere wichtige Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte abgedeckt wie umweltgerechte Produktion, Schadstofffreiheit, Gesundheits- und Arbeitsschutz, Reparaturfreundlichkeit oder Recyclingfähigkeit. Damit gehen die Anforderungen des „Klimaengels“ weit über reine Effizienzkennzeichen wie das EU-Energielabel oder den Energy-Star hinaus. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Projektergebnisse können Sie im Endbericht des Projektes nachlesen.

Auf der Webseite des Forschungsprojektes Top 100 (oekotop100.de) sind die Vergabekriterien des Umweltzeichens für Verbraucherinnen und Verbraucher leicht verständlich aufbereitet. In den Einkaufshilfen werden Hinweise zu einer Vielzahl von Produkten gegeben und Checklisten bereitgestellt, worauf beim klimafreundlichen Einkauf geachtet werden muss. 

Ermittlung von Lebenszykluskosten und Nutzen von Produkten

Grundlage für die Kriterienentwicklung ist jeweils eine Nachhaltigkeitsanalyse mit der vom Öko-Institut entwickelten Methode PROSA (Product Sustainability Assessment). Ausgehend von einer Marktanalyse beinhaltet PROSA eine vereinfachte Ökobilanz an einem repräsentativen Produkt, die Berechnung typischer Lebenszykluskosten und eine Nutzenanalyse der Produktgruppe. Entlang des Produktlebenswegs werden Nachhaltigkeitsaspekte untersucht und die besonderen Hot-Spots des Produktes identifiziert und daraus Vergabekriterien abgeleitet.

Vergabeverfahren des Umweltzeichens

Das Öko-Institut arbeitet in dem Projekt eng zusammen mit dem Umweltbundesamt und der RAL gGmbH, die für die Umweltzeichenvergabe verantwortlich sind. Die vom Öko-Institut entwickelten Kriterien werden nach einem transparenten Stakeholderprozess schließlich der unabhängigen Jury Umweltzeichen als Vergabegrundlage für das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ zur Verabschiedung vorgelegt. An der Erarbeitung der Vergabegrundlagen sind außerdem die beiden Institute IFEU Heidelberg und ÖKOPOL beteiligt.

Bedeutung der Kennzeichnung für den Markt

Die Entwicklung von Vergabekriterien für Umweltzeichen hat eine wichtige Wirkung, weit über die Kennzeichnung von konkreten Produkten hinaus:

  • Das Umweltzeichen nimmt gesetzliche Regelungen vorweg und testet ihre Anwendbarkeit am Markt. Beispiel: „Der Blaue Engel“ auf FCKW-freien Spraydosen Ende der 1970er Jahre griff der deutschen FCKW-Halon-Verbotsverordnung vor.
  • Der Kriterienkatalog dient zur Auswahl von „Toprunner“-Produkten, die zum Beispiel im Rahmen von Prämienprogrammen für besonders energieeffiziente Produkte oder durch Informationskampagnen wie EcoTopTen des Öko-Instituts gezielt gefördert werden können.
  • Die hohe Energieeffizienz der Umweltzeichen-Produkte setzt Maßstäbe für die Entwicklung von europäischen Ökodesign-Anforderungen. Dabei werden auf EU-Ebene Mindeststandards für Produkte festgelegt, die im europäischen Wirtschaftsraum vertrieben werden dürfen.
  • Die Vergabekriterien des Umweltzeichens werden häufig für die privatwirtschaftliche und öffentliche Beschaffung verwendet. Hersteller müssen ihre Produkte nach den Anforderungen des Umweltzeichens entwickeln, um diesen Markt zu bedienen.